Nachtgewitter über der Nordeifel (10./11.07.2010) (Spotting)
Am Samstag (10. Juli) gab es einen neuen Höhepunkt einer noch stärkeren Hitzewelle wie in der Woche zuvor. Zwischen einem Gewittertief über BeNeLux und einem Hoch über Polen konnte heiße Luft in die Region einsickern. Dabei wurden die Temperaturen vom 2. Juli gar noch überschritten. Selbst im Hohen Venn und in Kalterherberg ging es auf bis zu 33 Grad hoch. An der Vossenacker Wetterstation war bei 32,8 Grad Schluss. In Heimbach wurden 33,7 Grad gemessen und in Brandenberg 34,3 Grad. In den Niederungen wurden Erinnerungen wach an den Sommer 2003 und auch kein Wunder. Drove erreichte 37,5 Grad und in Düren-Gürzenich wurden teils 38,7 Grad erreicht und in Untermaubach, an den Hängen ging es bis auf nahe 40 Grad hinauf.
Trotz sich der immer näherenden Konvergenzzone (Zusammenströmen von verschiedenen Luftmassen in der Höhe) bildeten sich in der noch zu trockenen Luft Quellwolken, die sich aber immer wieder auflösten.
Über Belgien waren kräftige Entwicklungen zu beobachten und in der Schweiz bildeten sich heftige Gewitterzellen. Bei uns tat sich noch nichts und wir schauten das Fußballspiel um Platz 3, Deutschland gegen Uruguay. Nach dem 3:2 Sieg für Deutschland machte sich Wetterleuchten bemerkbar.
Bei einer Restwärme von 27,7 Grad um 22:30 Uhr sah ich Richtung Südwesten eine schöne Cummulonimbus und schaute nachher aufs Radar und es formiete sich eine Gewitterfront.
Der Wind frischte stark auf in Form von kühlem Outflow, bis kurz vor Mitternacht kühlte es sich auf etwa 23 Grad ab
Ich fuhr dann zur Wurzel (oberhalb des Bosselbachtals) und sah die sich formierende Gewitterlinie. Der Wind wurde dann so kräftig und ich selber wurde noch von einem kleinen Ast direkt am Auge erfasst. Ich fuhr dann wieder nach Hause um die Wunde zu behandeln. Vorher hab ich noch ein Foto an der Wurzel hinbekommen
Dann hab ich noch etwas abgewartet, da es nur Wolkenblitze gab und Starkregen. Das zog erstmal schön über Vossenack hinweg und hab mich dann an der Fenster von meiner Schwester positioniert und die Rückseite des Gewitters abgelichtet mit tollen Blitzen und schönen Strukturen.
Es wurde oft taghell bei der Passage der Gewitterfront
Es stieg Nebel auf, da die Temperatur gegen Taupunkt gesunken ist (19,1 Grad um 01:30 Uhr)
Über dem Kreis Euskirchen war noch eine stärkere Zelle unterwegs (UWZ warnte mit "violett") und diese streifte Vossenack auch und dort gab es die tollen Stukturen und auch Erdblitze (in den nächsten Fotos)
Dreifacheinschlag über Schmidt
und da kam so langsam die Front vom Kreis Euskirchen
der Wind frischte nochmals deutlich auf und man konnte doch die böenartigen Strukturen erkennen
Da war die Blende ein bisschen weit auf, aber dieser Blitz war auch extrem hell
Die Gewitterfront entfernte sich so langsam von der Nordeifel, aber man kann noch Fallstreifen erkennen
Danach ging es immer mehr in Wetterleuchten über und die Blitzrate ging deutlich zurück.
Ergebnis: 51 l/m² in Hellenthal-Miescheid, davon 26 l/m² in 30 min
Lammersdorf 14 l/m²
Vossenack 10,4 l/m²
Düren 7,6 l/m²
Um kurz vor 3 Uhr hab ich mein Equipment abgebaut und mich in die Falle gelegt.
Insgesamt war es ein harmloses, aber schönes Gewitter.
Drei Bilder hab ich noch, eins vom Sonntagabend (11. Juli) und zwei vom Montag (12. Juli)
Am Sonntagabend bildete sich eine schöne Cummulonimbus nordwestlich von Vossenack. Diese hielt auch gut zwei Stunden Bestand und setzte laut Angeben in Kornelimünster, Walheim und Breinig einige Keller unter Wasser.
Hier die schöne Gewitterzelle
Am Montag (12. Juli) wurde die tropisch-heiße Phase apprupt beendet. Nach sonnigem Start und bis nochmals 35 Grad rund um Düren und 28,6 Grad in Vossenack zog eine sich deutlich abschwächende Front über die Region hinweg. In der warmen Luft bildete sich eine Whals Mouth und der Wind frischte stark auf auf bis zu 54,7 km/h an der Vossenacker Wetterstation. Hinter der Whals Mouth setzte eine Abkühlung ein von 28,6 Grad auf 17,7 Grad in gut 20 Minuten.
Hier die Whales Mouth, die eher schwach ausgeprägt war
Zur Veranschaulichung hab ich noch das Tagesdiagramm vom 12.Juli beigefügt (zum Vergrößern anklicken)
Man kann da den Temperatursturz von etwa 11 Grad erkennen in sehr kurzer Zeit (rot eingekreist), die Windspitze von 54,7 km/h (blauer Pfeil) und die starke Druckschwankung (grün). Da sieht man, was ein Krawuuuummmm hinter einer Gewitterfront steckt. Vossenack ist äußerst glimpflich davongekommen, während es in Jülich 108 km/h Wind gemesen wurden und in Geilenkirchen gab es sogar Orkanböen bis 122 km/h.
Nach der Front lockerte es wieder auf und es wurde wieder meist feundlich und die Temperatur stieg rasch auf bis zu 25,4 Grad an. Am Abend streifte uns noch ein Gewitterherd von Frankreich, aber er löste sich in der Region auf und hielt eine schöne Abendstimmung bereit.
Hoffe euch gefallen diese Eindrücke.
Hier hab ich auch noch das Gewittertagebuch von Thomas Wamberg, der die Beobachtungen in Düren vorgenommen hat, also auch mal unbedingt reinschauen: ***KLICK***
Skala von 0 bis 5: wegen des Sturms am 12.7 und ein paar saubere Blitze ne 1
L.G. Andy